Denn
erst die unterschiedlichen politischen Strömungen bis in den NRHA-Vorstand selber führten die NRHA Germany in diese Situation,
mit dem Rücken zu Wand eine außerordentliche Mitgliederversammlung
abhalten zu müssen, die auf jeden Fall, egal wie die Entscheidung
am Samstag Abend lauten wird, auch personelle Konsequenzen haben
muß.
Doch
worum geht es eigentlich beim „International Affiliate
Program der NRHA USA“?
Ein
National Association Affiliate wie es z. B. der Reiningverband
in Italien, Schweden oder der Schweiz ist, erhält vor allen anderen
anerkannten Reiningverbänden in seinem
Land Privilegien, wie z.B. Sitze und damit Einfluß
im Entscheidungsgremium der NRHA USA, dem Board of Directors,
und die Genehmigung allee Reiningturniere
in diesem Land, sofern diese US-approved
durchgeführt werden.
Dieser
vor allem zunächst politische Vorteil hat seinen Preis, denn jedes
NRHA-Mitglied zahlt anstelle von EUR 80 EUR nun EUR 130.-
im Jahr, also 63% Aufschlag ab 2007, oder, wie die NRHA Germany
bemerkt, „einen halben Reining-Beschlag
mehr“. 19 EUR eines jeden Mitgliedsbeitrages gehen von der NRHA
USA zurück an die NRHA Germany, diese behält diesen Beitrag als
Serviceentgelt ein.
Und
damit befindet sich die NRHA Germany in einer strategischen Falle,
denn nur 10% ihrer Mitglieder haben bisher eine NRHA USA-Mitgliedschaft,
ganzen 90% der rd. 3.500 Mitgliedern reichen
für ihre Zwecke eine NRHA Germany-Mitgliedschaft vollkommen aus, wieso also für das
Gleiche mehr als die Hälfte mehr bezahlen?
Denn
lange Zeit hat die NRHA Germany in Eigenregie und mit bescheidener
Hilfe aus den USA ein unglaublich erfolgreiches Zuchtprogramm
mit Futurity und Derby und ein nicht minder erfolgreiches Regio
Turnier-Programm auf die Beine gestellt und somit dazu beigetragen,
dass Reining und der Westernreitsport heute in Deutschland wahrgenommen
werden.
Bis
die Amerikaner ihre Muskeln mit der Judges
Restriction Rule haben spielen lassen
und seit diesem Jahr allen NRHA-Richtern
verbieten, nicht US-anerkannte Reiningklassen
zu richten und somit den Saft für nationale Alleingänge abdrehten.
Sogar
die Futurity in diesem Jahr ist in Gefahr, denn bislang gab es
Ausnahmegenehmigungen für deutsche Turniere in diesem Jahr, damit
ist jetzt Schluß.
Erstaunlich
bleibt, dass niemandem auf Funktionärsebene bislang diese Entwicklung
vorhersehbar schien, denn die so sehr erhoffte Anerkennung der
Disziplin Reining im internationalen Reitsport bis hin zu Olympia
kann nicht durch die vollkommen unterschiedlichen Interessenslagen
vieler nationaler Verbände vollbracht werden, die Politik der
amerikanischen NRHA mit dem Hintergrund des strategischen 5-Jahresplan
der FEI ist also nur konsequent.
Diesem
Fakt begegnet man nicht gerne, denn die Gefahr einer „Assimilation“
des deutschen Reiningprogrammes, über
die Jahre erfolgreich gewachsen, durch die große Mutter NRHA USA
ist durchaus gegeben, hat diese doch hat in den letzten Monaten
ganz offen ihre Muskeln spielen lassen und die Hackordnung deutlich
spüren lassen.
Dennoch, bei allen Argumenten dafür und dagegen,
bleibt den Mitgliedern der NRHA Germany am Samstag nur eine Option
für ihr Votum, den Beitritt zum International Affiliate
Program der NRHA USA.
Weniger,
weil man dadurch direkt greifbare Vorteile hätte, sondern weil
man das schlimmste Szenario vermeiden muß.
Dieser
wäre der Abschied des deutschen Verbandes aus dem internationalen
Reiningsport und zugleich eine Isolierung
der NRHA Germany und Reduzierung auf einen ausschließlich national
tätigen Verband.
Nicht
nur die drei bislang eigenen NRHA-Turniere
(Osterturnier, Derby, Futurity) müssten dann von einer Handvoll
NRHA Germany-Richtern bearbeitet werden, auch die Regioturniere ständen zur Disposition. Alle anderen NRHA USA-Richter
müssten die Entscheidung treffen, ob sie ihre Karten zurückgeben
oder sich auf die NRHA approved-Turniere
der Privatveranstalter konzentrieren.
Nur:
Die NRHA Germany verfügt gar nicht mehr über diese Infrastruktur,
eine eigene und eigenständige Turnier- und Zuchtlandschaft betreiben
zu können.
In
dieser Zeit kommt die Gründung einer European Reining Horse Assn.
und der Gedanke einer europäischen Futurity mehr als ungelegen.
Zunehmender Wettbewerb, die Aufgabe von Besitzständen und geliebten
Strukturen drohen mit der zunehmenden Internationalisierung des
Reiningsports, die Gründung einer weltweiten
Reiningorganisation ist nur noch Formsache.
Und
darf man die Entscheidung am kommenden Samstag in ihrer Bedeutung
und Reichweite nicht unterschätzen, und man mag allen Anwesenden,
den Funktionären und den Mitgliedern, die diese gewählt haben,
ausreichend Weitsicht für die außerordentliche Mitgliederversammlung
wünschen.
Der
kluge Egoist kooperiert, hat einmal ein nicht minder kluger Kopf
formuliert, und somit die sogenannten
Nicht-Nullsummenspiele oder Win-Win-Situationen
umschrieben.
Ein
Beitritt ans IAP und eine verstärkte diplomatische Politik der
deutschen NRHA innerhalb der NRHA USA zur Wahrung der eigenen
Interessen sind jetzt die Optionen der Stunde.
Am
Samstag Nachmittag wissen wir, für welche
Zukunft sich die NRHA Germany entschieden hat. Wie ein in sich
uneiniger Vorstand eine Zukunft allerdings attraktiv darstellen
will, auch das werden wir dann sehen.
NRHA
Germany - Neuausrichtung oder Selbstauflösung?
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